Die Autorin
Britta Dräger, Jahrgang 1984, ist Saarländerin, die – zumindest körperlich – diesem kleinen aber feinen Bundesland stets treu geblieben ist.
Sie hat Erziehungswissenschaft mit Studienschwerpunkt Sozialpädagogik studiert und einige Jahre in der Psychiatrie gearbeitet. Zuletzt war sie in der Erwachsenenbildung tätig. Bücher und alles, was damit zu tun hat, sind seit je her ihre große Leidenschaft. „Die Auflösung aller Grenzen“ ist ihr Debüt und Auftakt der Reihe um die Strafverteidigerin Christina Kallenborn.
Britta Dräger lebt in St. Wendel
Warum schreibt man einen Thriller?
„Es gibt nur zwei Dinge, über die es sich zu schreiben lohnt, und das sind Mord und Liebe.“
Leider weiß ich weder, von wem dieses sehr zutreffende Zitat stammt, noch wo ich es gehört habe. (Falls es jemand weiß, wäre ich sehr dankbar für eine Aufklärung). Und leider ist es nicht von mir.
Um diese beiden Dinge geht es also in „Auflösung aller Grenzen“. Ich bin der festen Überzeugung, dass jede gute, spannende Geschichte auch eine kleine Lovestory braucht. Selbst die Macher der Superheldenfilme haben das kapiert. Somit wäre geklärt, warum man einen Thriller schreibt.
Aber warum schreibt man überhaupt? Nimmt man Ernest Hemingways Aussage „Schreiben ist nichts Besonderes. Man setzt sich an die Schreibmaschine und blutet“ ernst, so muss es doch eine Quälerei sein. Vielleicht blutet man heute, im Zeitalter von Laptop, Word und Papyrus nicht mehr ganz so stark beziehungsweise ist die Wundversorgung etwas einfacher geworden. Fakt ist: Wenn es nicht gerade eine Quälerei ist, macht es verdammt viel Spaß.
Selbst Mark Twain hielt es für idiotisch mehrere Monate an einem Roman zu schreiben, wo man doch für zwei Dollar in jedem Buchladen einen kaufen könne. Also warum der Fülle an Unterhaltungsliteratur ein weiteres Werk hinzufügen? Hier scheint mir das Spaß-Argument zu egoistisch, will ich doch, dass auch andere Spaß damit haben.
Da sich vor mir bereits sehr viel schlauere Leute darüber Gedanken gemacht haben, möchte ich letztlich auch die Frage nach dem Schreiben an sich mit dem einen oder anderen Zitat beantworten. Beispielsweise sagte der Dichter, Schriftsteller und Geisteswissenschaftler Fernando Pessoa: „Lesen heißt, durch fremde Hand träumen.“ Und Saul Bellow, amerikanischer Schriftsteller und Nobelpreisträger für Literatur, fasste es treffend in folgende Worte: „Bei einem Schriftsteller muss man, wie bei einem Chirurgen, das Gefühl haben, in guten Händen zu sein, damit man sich im Vertrauen betäuben lassen kann.“ Und zuletzt möchte ich noch Anna Luisa Karsch erwähnen, eine Dichterin aus dem 18. Jahrhundert mit den Worten: „Schreib ich für den Ruhm, und für die Ewigkeit? Nein, zum Vergnügen meiner Freunde!“
Darum geht es letztendlich beim Erzählen von Geschichten: Sie entführen dich in eine Welt, die du in der Realität nie kennen lernen würdest. Sie bereichern die Wirklichkeit. Du triffst Menschen, die es nicht geben würde, hätte sie sich nicht zuvor jemand in einem liebevollen, oft auch anstrengenden Schöpfungsakt ausgedacht. Im besten Fall begleiten sie dich eine Weile, du leidest und freust dich mit ihnen, stehst ihnen in ihren schwersten Momenten bei und im besten Fall bleiben sie dir über das Ende der Geschichte hinaus im Gedächtnis. Vielleicht erkennst du Parallelen zu etwas, was du selbst erlebt hast. Vielleicht gelingt es dir durch die Geschichte, die Dinge in einem anderen Zusammenhang zu sehen. Im besten Fall bereichert die Geschichte dein Leben. Und falls sie diesem hohen Anspruch nicht genügt, reicht es mir auch, wenn sie dich einfach für ein paar Stunden vorzüglich unterhält.
Also…jetzt hört endlich auf, diesen Text zu lesen, besorgt euch das Buch und lasst euch gefangen nehmen.